Interview – Dagmar Franolić – Žvacet, Nr.2

Wir bringen Ihnen ein Interview von Igor Gržetić mit Dagmar Franolić, in Žvacet – Nr. 2, Januar 2009. Krk. Žvacet war eine Krker Zeitung um das Tema Lebensqualität die monatlich veröffentlicht war.

Ich muss malen, denn das macht mich glücklich

Auf der vor kurzem geschlossenen Ausstellung Krker Maler für ihre Stadt konnte man auch einige Arbeiten von Dagmar Franolić sehen, die mit ihren Bildern zeigt, dass sie im Inselambiente, besonders in der Landschaft ihre unausschöpfbare Quelle der Inspiration findet. Mit ihr sprach Igor Gržetić…

I.G.: Wie lange schon dauert ihr Abenteuer des bildnerischen Erforschens der Stadt und der Insel Krk?

D.F.: Ich kam das erste Mal im Jahr 1981 nach Krk, aus der großen Stadt München, und war gleich begeistert von der Altstadt und ihren engen Gassen und auf der Insel waren es besonders die Steinmauern, die mich faszinierten und natürlich immer wieder das Meer…damals habe ich viel fotografiert, weil das einfach eine gute Möglichkeit ist Eindrucke schnell festzuhalten, die aus dem Wunsch kommen die Schönheit festzuhalten. Im Jahr 1982 siedelte ich ganz nach Krk um und 1985 nahm ich endlich den Pinsel in die Hand. Meine erste Einzelausstellung war 1989 in Omišalj in den Verwaltungsgebäuden der JANAF. Also kann ich sagen, dass ich jetzt schon seit etwa zwanzig Jahren intensiv male.

I.G.: Welche Momente, Situationen oder Motive inspirieren Sie?

D.F.: Am Anfang waren meine liebsten Motive die engen Gassen der Altstadt, ihre Voltas, Treppen, Fensterläden und Rauchfänge. Jetzt finde ich meine Inspiration beim Spazierengehen und ich glaube ich würde immer etwas finden was mich zum Malen bringt, unter der Voraussetzung das ich entspannt und glücklich bin. Deswegen ist es auch nicht so wichtig, ob es sich um eine schöne Wasserspiegelung, ein vom Wind getragenes Blatt handelt, oder um die Struktur eines Steines handelt, die in sich tausende Farben und Kompositionen enthält. Egal ob es der stürmische Jugo oder die stille Bonaca ist, am wichtigsten ist der Wunsch, etwas von dieser Schönheit auf dem Papier festzuhalten. Das ist einfach die Liebe zur Farbe, Linie, Fläche und Komposition. Ich muss einfach malen, so wie ein Vogel singen muss. Das ist in meiner Natur und ich fühle mich am glücklichsten wenn ich Zeit zum Malen finde und gebe auch nicht gleich auf, wenn mal nichts dabei rauskommt.

I.G.: Wie würden Sie in ein paar Worten Ihre eigene Kunst oder Ihren eigenen Ausdruck beschreiben?

D.F.: Das ist jetzt ein bisschen schwer für mich es zu beschreiben. Ich fange immer von der Wirklichkeit an, die mich umgibt, ich versuche etwas zu finden, dass mich berührt und reduziere dann durch viele Skizzen um alles weniger Wichtige wieder loszuwerden. Wenn ich dann anfange alles ins Aquarell zu übersetzten, passiert es meistens, dass wieder etwas ganz Neues entsteht. Deswegen trenne ich meine Bilder gerne in die, die gemalt werden und die, die entstehen. Die, die entstehen sind mir lieber, weil ich mich im Improvisieren richtig lebendig fühle.

I.G.: An was arbeiten Sie momentan? Haben Sie eine Überraschung für uns bereit?

D.F.: Letzten Winter habe ich angefangen Bäume zu fotografieren. Innerhalb eines Jahres hab ich jetzt schon 1320 Fotos von zwölf verschiedenen Bäumen gesammelt, die alle hier auf der Insel sind. Ich habe die Bäume Regelmaßessig besucht, skizziert und langsam angefangen ihre Rinde, Blätter aber auch ihre Umgebung kennenzulernen. Was ich jetzt damit anfange weiß ich noch nicht genau, aber es wird mir schon noch etwas einfallen! Wenn ich damit fertig bin, werde ich mich Muehe geben es vorzustellen, aber ich weiß noch nicht wann das sein wird.

I.G.: Gibt es Ihrer Meinung nach hier auf der Insel so etwas was man Kunst Szene nennen könnte?

D.F.: Ich glaube es wäre übertrieben zu behaupten, dass es so etwas wie eine Szene gibt. Es stimmt schon, dass auf der Insel viele Maler leben und einmal im Jahr stellen wir gemeinsam unsere Bilder aus, aber eigentlich haben wir nicht besonders Kontakt zueinander. Jeder arbeitet für sich, sucht seinen eigenen Weg. Eine Kunst Szene ist für mich, wenn Künstler gemeinsam nach neuen Formen und Wegen suchen, jeder auf seine Art, aber trotzdem gemeinsam. Ich glaube hier passiert so etwas bei unseren jüngeren Künstlern, die letztes Jahr eine Ausstellung hatten. Das wäre eher eine Kunst Szene. Künstler sind ihrer Zeit immer voraus und deswegen versteht man sie meistens nicht. Manchmal fühle ich mich ein bisschen wie ein Dinosaurier, aber das stört mich nicht. Ich bin in meiner Arbeit ehrlich und das ist mir am wichtigsten.

I.G.: Halten Sie die Zusammenarbeit von bildenden Künstlern oder Künstlern überhaupt für wichtig?

D.F.: Das ist individuell. Wir können immer von anderen lernen, deswegen ist es wichtig, dass wir gemeinsam ausstellen und sehen was andere so machen. Wir können einer dem anderen so einige Tricks verraten aber am Ende malt doch jeder sich selbst. Hier rede ich jetzt von uns, den Dinosauriern…die anderen mögen mir verzeihen!

I.G.: Noch ein Schlusswort für unsere Leser …

D.F.: Ja, und zwar eine große Bitte: Habt Verständnis für uns, wir haben es nicht immer leicht. Oft müssen wir mutig sein, denn es leicht zu kritisieren oder uns manchmal auszulachen, aber wir müssen trotzdem malen, weil uns das glücklich macht. Noch etwas ist wichtig: versuchen wir, dass unsere Insel malerisch bleibt und schön, dass unsere alten Gassen sich nicht gänzlich in Schaufenster von Klimaanlagen und Leuchtreklamen verwandeln, denn sonst hätten wir viel verloren!